Ich wurde auf einem Grundstück mit mehreren anderen Hunden gehalten. Teilweise hatten wir kein Dach über dem Kopf und mußten uns ein Loch unter einem Schuppen graben um uns im Winter vor Kälte und Eisregen und im Sommer vor Hitze zu schützen.
Oft wurden wir in einem dunklen Schuppen eingesperrt um die Hormonproduktion anzuregen. Ich war von Anfang meines Lebens abgeschnitten von sämtlichen Umwelteinflüssen und konnte so meiner Prägephase nichts lernen.
Liebevolle Worte und streichelnde Hände habe ich dort nie gesehen. Mein Leben bestand darin 2 mal im Jahr Welpen zu produzieren, was man an meinem herabhängenden Gesäuge bis heute noch sehen kann. Meine Welpen wurden mir einfach weggerissen und ich sah sie nie mehr wieder.
Die letzten 2 Würfe brachte ich tot zur Welt und das sollte mein großes Glück sein denn ich taugte nun zur Zucht nicht mehr und sollte aussortiert werden. So wurde ich in einem Internetportal zum Verkauf angeboten und aufmerksame Tierschützer lasen meine Anzeige.
Sie setzten sich mit einem Tierschutzverein in Verbindung um mich zu befreien.
Aber leider schlug das Schicksal so kurz vor meiner Befreiung dann noch einmal zu und ich wurde von einer anderen Hündin so stark zerbissen das ich mich unter einem Strauch verkroch um zu sterben.
Eine Kontaktperson fand mich jedoch und half mir aus der Vermehrerhölle zu entkommen und rief beim Tierschutzverein an und bat um sofortige Hilfe da die Hündin mit dem Tod ringt.
Da im Tierschutz manchmal alles ganz schnell und Hand in Hand gehen muß, und wir am nächsten wohnten , wurden sind wir Marion und Arno losgefahren um zu helfen.
Alles mußte ganz schnell gehen und da der Allgemeinzustand von Nelli sehr schlecht war, stellten wir ohne lange zu überlegen für Nelli ein Pflegekörbchen bereit.
Als wir ankamen sah ich sofort wie Ernst die Lage war und diese arme braune Zuchthündin schnellstens in eine Klinik mußte.
Die Hündin hatte hohes Fieber, eine Sepsis, multiple Bißwunden, der Oberarm war ödematös geschwollen und entzündet, aus dem der re. Fußballen war ein großes Stück herausgerissen , aus allen Körperöffnungen am Kopf floß Eiter heraus und Nelli konnte nicht mehr alleine stehen oder laufen.
Als ich sie dort liegen sah, diese kleine zarte geschundene Hündin die ihr Leben aufgegeben hatte, schwor ich ihr:
„Wenn du es schaffst zu überleben, werde ich für immer für dich da sein, dich lieben und beschützen ich werde gemeinsam mit dir diesen Weg gehen und uns wird nichts mehr trennen.“
Nelli mußte stationär bei meinem Tierarzt bleiben. Nellis Rettung war in letzter Sekunde. Dieses arme kleine Seelchen mußte einen besonderen Schutzengel gehabt haben. Jeden Tag fuhr ich zur Tierarztpraxis damit mein ängstliche Schätzchen Vertrauen zu mir aufbauen konnte.
Man sah ihr die körperlichen und seelischen Strapazen der 7 Jahre deutlich an.
Nach endlich 4 Tagen war Nelli über den Berg und sie durfte zu uns nach Hause in ihr neues Leben. Ich hatte ein bisschen Sorge wie sie nach dem Beißtrauma auf unser Hunderudel (3 Labradorrüden und 1 Labradorhündin) reagieren würde. Aber alles ging gut.
Sie setzte einige Tage selbstständig keinen Urin ab aus Angst Spuren zu hinterlassen. Auch das verbinden und pflegen von Ohren und Wunden war eine Herausforderung. Teilweise konnte ich mich nur rückwärts nähern denn entweder flüchtete sie panisch oder verfiel in eine Starre.
Wir gaben ihr alle Zeit der Welt um in ihrem neuen Leben anzukommen und wieder Vertrauen zu uns Menschen und den Hunden zu bekommen. Unser großes Rudel gab ihr dabei Sicherheit.
Wir halfen ihr alles was ihr unbekannt war und Angst machte so gut wie möglich zu erlernen und führten Nelli geduldig an alles heran. Ihre kleine Seele fand langsam Ruhe und kam immer mehr im Leben an.
Nun nach fast 2 Jahren haben Nelli und wir vieles geschafft. Nelli ist in einigen Situation immer noch ängstlich und ihre schreckliche Vergangenheit holt sie auch manchmal noch ein.
Sie hat gelernt wie schön es ist, geliebt zu werden und eine eigene Familie zu haben und dafür belohnt sie uns mit ihrem Vertrauen. Nelli hat unser Leben mehr als bereichert und ich würde es immer wieder machen weil ich diesen Schatz unendlich liebe.

