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Ein kleiner Einblick in mein demnächst erscheinendes Buch „Perfekt unerzogen“
Der durchschnittliche hundehaltende Mensch wünscht sich einen gut erzogenen Hund. Nach der Definition von „gut erzogen“ gefragt, antworten die meisten: „Ach, nichts Besonderes. Er soll kommen, wenn er gerufen wird, stubenrein sein und nichts kaputt machen“.
Das klingt einfach, klar und logisch.
Fragt man genauer nach, wird es schon komplizierter.
Eigentlich soll der Hund nämlich auch noch mit Artgenossen verträglich sein, überallhin mitgenommen werden können und sich dort unauffällig verhalten, nicht an der Leine ziehen, Kinder (wahlweise auch alle anderen Menschen außer Einbrecher) mögen, freudig spazieren gehen (außer der Mensch hat gerade keine Lust), eine „starke Bindung“ zu seinem Menschen haben (also immer hinter dem Menschen her sein, außer es ist ihm gerade lästig), brav alleine bleiben, jeden Auslastungsunfug dankbar annehmen, nicht jagen, nur dort pinkeln, wo es erwünscht ist, geduldig warten, wenn der Mensch mit anderen Menschen tratscht, Besuch freundlich empfangen, dann aber nicht weiter stören, kaum bellen – und das ist noch längst nicht alles.
All das sind Erwartungen, die Hunde erfüllen sollen. Tun sie das nicht, werden sie erzogen. Es wird aberzogen und anerzogen, umerzogen, am Hund gezogen, damit er ins Schema „braver Hund“ passt.
Die Methoden, mit denen dabei gearbeitet wird, haben sich glücklicherweise in eine viel bessere Richtung entwickelt, aber der Zweck ist der gleiche geblieben.
„Erziehung“ soll die Änderung von Verhalten bewirken oder von uns gewünschtes Verhalten fördern und das erfordert „Bewertung“.
Es muss dabei also immer jemanden geben, der „richtig“ und „falsch“ definiert. Das allein wäre noch nicht so schlimm, würde sich der bewertende Mensch dabei lediglich an gesetzliche und soziale Vorgaben halten.
Leider sind wir im Umgang mit Hunden genau wie im Umgang mit Kindern bei aller Modernität aber in althergebrachten Systemen gefangen.
Bewertet wird nämlich nach Vorgaben der Leistungsgesellschaft. Nicht Ethik oder Empathie oder auch nur blanke Zuneigung schauen uns dabei auf die Finger, nein, die Nachbarn sind es. Andere Hundehalter (oder Eltern) sind es. Das, was wir im Internet vorgesetzt bekommen, ist es. Fernseh-Hundetrainer sind es. Und natürlich die eigenen, prägenden Erfahrungen mit dem Erziehungssystem, das auf Belohnung und Strafe basiert.
Wir haben so lange gelernt, dass „Bravsein“ und „Funktionieren“ erstrebens- weil belohnenswert ist, dass wir ganz vergessen haben, wie interessant und kreativ Lebewesen sind, bevor sie „erzogen“ und damit verändert werden...
Ist möglicherweise eine Nahaufnahme von Hund
Perfekt unerzogen
- Lino
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Perfekt unerzogen
Liebe Grüße von Marion, Anton, Willy, Marie und Emma mit Ben, Lino, Max und Nelli im Herzen